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Thema: [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 3] Station 7 – History in the making...

Baum-Darstellung

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  1. #15


    Kerosa hatte das Gaspedal beim Jeep immer wieder ordentlich durchdrehen lassen, damit die Aufmerksamkeit ihrer Feinde immer wunderbar auf ihr gelenkt blieb.
    Denn die Flamerider hatte sich sofort einen Spaß daraus gemacht, die größte Schwäche ihrer Feinde – ihre Behäbigkeit – auszunutzen und mit dem Jeep provozierend langsam die eine oder andere Runde zu fahren, einige Trauben an geifernden Untoten hinter ihr zu sammeln, die sie gierig schnaubend bis hinter sich kommen ließ, um dann entweder mit vollem Karacho zurück zu setzen und die Untoten hart gegen die verstärkte Rückseite des Jeeps krachen zu lassen, oder um einfach nach vorne zu fahren, weiter weg vom Zentrum, den Feldherrenhügel meidend, damit Eryn, Raoul und Haile in ihrem Kampf gegen die Führerin der Kultisten weniger Feinde um sich haben würden.

    Irgendetwas tief in ihr drin ärgerte sich massiv, dass sie es sein musste, die den Jeep fuhr und nicht die Gelegenheit haben würde, ihrer Feindin ins Gesicht zu treten, doch seufzend nahm sie die Herausforderung an, inmitten der tobenden Wellen an Feinden am Leben zu bleiben und zudem die Fluchtwagenfahrerin für einen der größten Coups der neueren Weltgeschichte zu sein – immerhin würde keiner der Kultisten damit rechnen, dass sie einen Frontalangriff auf den Feldherrenhügel durchführen würden, immerhin hatte sie selbst es bis zur letzten Sekunde nicht wirklich geglaubt, sondern angenommen, Haile wollte einfach nur ein bisschen angeben, Stunk machen, die bierernsten Erwachsenen provozieren oder einfach nur Raoul mit Geschichtchen vom Krieg ein bisschen scharf machen.

    Doch dann war sie unversehens und plötzlich mit dem Mädchen, dass ihr Leben gerettet UND bedroht hatte, ihrem jungen, hübschen Stecher und der motorenölglitschiggeilen Irin im Jeep gewesen und die tollsten Kunststücke gefahren.
    Und das war es, was die Plünderin an ihrem Leben so liebte – wenn man in Bewegung war, wenn man als Jüngerin des Motorengottes immer ordentlich Gas gab, dann konnte man nie wissen, wo man in der nächsten Stunde oder morgen schon war, welche Orte man sehen würde oder wen man treffen würde. Denn man ehrte den großen Motor einfach am besten damit, indem man ihn aufjaulen und durchstarten ließ!

    Einmal wurde es eng, als sie einem der Brecher mitten in den Rücken gedonnert war.
    Der Spaß, seine hölzerne Maske richtig weit fliegen – und einen der Familienanführer der Kultisten am Kopf treffen – zu sehen, war es jedoch eindeutig wert gewesen, auch wenn sie dann schnellstens den Rückzug hatte antreten müssen, wobei sie mit Entsetzen feststellte, dass der Jeep nicht mehr ganz so perfekt zog, als würde unten etwas im Radkasten oder an der Unterseite kleben. Zombiegedärm oder so…
    Sie beschloss, dass die Drei nun genug Zeit – und vor allem Spaß – gehabt hatten, für sie wurde es Zeit, die „Bruder und Schwestern von anderen Herstellern“ wieder einzusammeln.

    Und dann kam sie mit quietschenden Reifen neben Haile zu stehen.
    Sie war abseits des Ortes, wo Georgina gestorben war und es waren nur ihre Freundin Haile und Raoul, die einstiegen.
    Ein fragender Blick über die Schulter, gefolgt von einem schmerzvollen Schütteln des Kopfes machte ihr klar, dass Eryn es nicht geschafft hatte.

    „Ach Fuck, ich hoffe, sie reitet nun im Paradies nur die heißesten Öfen und Kolben…“, sagte Kerosa zerknirscht und vollführte eine ehrenvolle Geste des Respektes hinter sich, eine Geste, die alleine Eryn galt.
    „Und, hattet ihr Probleme bei der ••••••••?“
    „Wir haben gerade die Anführerin eines Kultes getötet und du fragst, ob es Probleme gab?“, stammelte Raoul fassungslos und Kerosa zuckte mit den Schultern.
    „Hey, ich sollte eigentlich schon lange tot sein und über die endlosen Weiten düsen, aber dass ihr Beide noch lebt, das haut mir fast das Höschen voll! Trotzdem ist eines kacke! Ich konnte meine kleinen Babies nicht zum Einsatz bringen.“
    Und mit einem irren Grinsen zog sie einen alten Ledersack mit Dynamitstangen hervor.
    „Die haben mich entjungfert!“
    „WAS?“, schrien Haile und Raoul gleichzeitig.
    „Also,… im übertragenen Sinne. Sie gehörten meinem ersten Beifahrer. RedWrath war sein Name, wenn ich so drüber nachdenke, nur Platz 2 hinter Thorn, in so ziemlich allen Belangen. Und Haile hat ihn umgebumst. Naja, jedenfalls ging sein Schrott dann auf mich über. Und während ich heule und stottere wie ein kaputter Motor, weil ich Kampf UND Kerl verloren hatte, fand ich da plötzlich seine alte Lieblingstasche. Voller kleiner, geiler Stangen Dynamit. Und ganz ehrlich: Egal wie viele Freunde man verliert – es gibt nichts, was man mit einer Stange Dynamit nicht wieder seelisch reparieren kann. Zwei Explosionen später war ich…“, erzählte Kerosa im Plauderton ihrer etwas zu schrillen Stimme, die einfach eine Spur zu hell war , um als angenehm empfunden zu werden und Raoul fiel auf, dass sie das Schlachtfeld fast hinter sich gelassen hatten.
    Er wurde nachdenklich, während die beiden Frauen auf den Vordersitzen sich grade lachend und brüllend in Kampfanekdoten zu übertrumpfen versuchten und das wärmte sein Herz.
    Sie waren schon eine verdammt tolle Truppe. Er konnte es einfach nicht erwarten, mit ihnen zusammen jeden Winkel – oder wie Kerosa wahrscheinlich mit übertriebenem Augenzwinkern sagen würde, jede „Ritze“ - der neuen Welt gemeinsam zu erforschen…

    Und es war genau diese Gedankenlosigkeit, dieser Tagtraum, der sein Leben fast beendet hätte.
    Raouls Herz blieb stehen, als er am Ende der Ladefläche des Jeeps, auf der er saß, zwei tiefschwarze, schlanke Hände erkannte, denen schnell ein weiterer, gewandter, unglaublich schlanker Leib folgte.
    Es war eine Kultistin, angetan in einer eng anliegenden schwarzen Robe welches nur die Partie der Augen herum frei ließ. Er erkannte fast nachtschwarz dunkle Haut, braune, boshafte, hasserfüllte Augen und einen unglaublich dünnen Speer, der genau auf ihn zielte.
    Die Attentäterin der Kultistenfamilie der La Valettes musste es unbemerkt unter den Jeep geschafft haben sich während der Fahrt hochgezogen haben. Um Rache für Georgina zu nehmen.
    Raoul schluckte und wusste, dass er nun sterben würde, als der Speer auf ihn zugeschossen kam.
    Der Speer, der sein Leben beenden sollte.

    Ein scharfer Ruck zog sich durch den Leib des Diebes, es drückte ihm schmerzhaft auf die Brust, etwas in seinem Rücken tat höllisch weh, doch nicht so schlimm, nicht so grausam, wie er sich das Sterben vorgestellt hatte.
    Schlimm, doch erträglich.
    Und dann schlug er nach einer weiteren Sekunde, in der er Engel erwartet, doch nur Hailes Kreischen vernommen hatte, die Augen auf und erkannte den Speer neben sich.
    Er hatte ihn verfehlt, sich jedoch neben ihm tief durch den Sitz gebohrt. Hektisch sah er sich um.
    Sie standen! Sie hatten angehalten.
    Er stand auf, er flog förmlich von seinem Sitz und warf sich gegen die Kultistin, so dass sie Beide vom Jeep stürzten.
    Sofort war Haile bei ihm, er kniete auf dem Bauch der Attentäterin und spürte, wie ihre Nase unter seiner Faust brach, noch ehe sein Geist realisiert hatte, dass er nun zuschlagen würde.
    Dann sah er das Gesicht seiner geliebten Haile und Entsetzen kroch in seine Glieder.
    Haile war kalkweiß und Hass und Wut schimmerten tödlich in ihren Augen.
    Er wusste nicht warum, doch er spürte es.
    Wie in Trance stand er auf und ging wie schwebend auf den Jeep zu, während das Mädchen hinter ihm in die Knie ging, ihren Dolch zog und ihn der La Valette an die Kehle setzte.

    „Hey Stecher…“, kam es schwach, so unglaublich schwach und plötzlich gar nicht mehr schrill von Kerosa.
    Als sie so scharf gebremst und damit den tödlichen Stoß des Speeres auf ihn unterbunden hatte, war sie es, die stattdessen von hinten durchbohrt worden war.



    Kerosa war bleich und hatte kalten Schweiß auf der Stirn.
    Vor Anstrengung standen ihre Adern am Hals hervor und sie umklammerte wie eine Irre das Lenkrad, in dessen exakter Mitte nun der Speer steckte und von dort aus wie eine lange Straße aus Metall und Holz bis zu ihrer Körpermitte führte.
    „Kacke, jetzt.. bin ich mal… so richtig…genagelt worden…was?“, hustete sie schwach und versuchte sich an einem Grinsen.
    Raoul legte ihr die Hand auf die Schulter und sein Blick jagte wirr und hilflos umher. „Wir machen dich wieder gesund!“, kam es von ihm trotzig.
    „Lass steck’n…Stecher… ich hab’n Totalschaden… Fette…Massenkarambolage in meinen Gedärmen… ich bin im Arsch, schrottreif…“, hauchte Kerosa, während sie Blut spuckte und ein heller Faden ihres Lebenssaftes sich in ihrem Mundwinkel sammelte.
    „Du…musst was für mich tun…“, sagte sie schwach und Raoul nickte heftig. „Egal was es ist, ich mache es!"
    „Du musst auf Haile..“
    „Ich weiß! Aufpassen! Sie beschützen! Sie lieben!“, stammelte Raoul, der genau das erwartet hatte, obschon es ihm nun fast das Herz brach.
    „Bullshit…du musst es ihr immer…ordentlich besorgen…wollte ich sag’n…“, sagte sie leise und ersterbend. „Aber viel wichtiger… bevor ich sterbe… letzter Wunschtraum… so ein Ding explodieren sehen…“, flüsterte sie und nickte mit dem Kopf in Richtung der Ledertasche, die zwischen ihren Beinen im Fußraum stand und die voller Blut war.
    „Steck eine davon…brennend… in den Tank. Schnell…bevor Haile zurück…kommt… sie soll mich nicht sterben sehen… das macht auf Dauer nur Kummer…“, hustete sie zwischen zwei Fäden von Blut, die aus ihrem Mund ronnen.
    Hektisch griff der junge Dieb nach einer der Dynamitstangen, fischte nach der Lunte und zündete sie an. „Brennt...!“, sagte er leise und klemmte sie zwischen Blech und Öffnung des Tanks ein.

    „Scheisse, das wird geil… einmalig geil…“, sagte sie leise und nur Raoul konnte erkennen, dass sie weinte.
    Ob vor Schmerz oder wegen des Abschieds, er vermochte es nicht zu sagen.

    Und dann kam Haile angestürzt, mit blutenden Händen, weg vom Leichnam der Attentäterin, doch sie war zu spät.
    Denn wie mit Absicht, beschleunigte Kerosa plötzlich den Jeep und raste rückwärts.
    Vorbei an Raoul, vorbei an Haile.
    Und dann sah die Flamerider nur noch, wie die beiden Freunde , ihre besten Freunde, langsam kleiner wurden, während sie hinter sich heftige Erschütterungen spürte, als sie inmitten des Pulks aus Untoten und Brechern raste.
    Es gab abermals eine brutale Erschütterung und sie schrie aus Leibeskräften vor Schmerz, als er Jeep urplötzlich zum Stehen kam. Mit letzter Kraft blickte sie in den Rückspiegel und sah, dass sie inmitten einer Welle von Feinden stand. Sie hatten einen Brecher gerammt, der sich nun blutend und halb zerfetzt auf ihre Ladefläche schob, während von allen Seiten die Untoten heran gestolpert kamen.
    Und dann spürte sie eine Klinge an ihrer Kehle. Das Gesicht eines Mannes mit nachtschwarzer Haut, der höhnisch grinste: „Du wärst mit diesem Ding besser geflohen.“, sagte er mit tiefer Stimme und klopfte auf den Jeep.
    Kerosa grinste mit blutigen Lippen und hielt keuchend eine Dynamitstange hoch. „Und du hättest dich… damit besser gefickt.“

    Und dann spürte sie nichts mehr, als das Dynamit in ihrem Tank explodierte. Das verbliebene Benzin und die Tasche mit den anderen Stangen ließen den Jeep in einem Feuerball aufgehen und der Tod Kerosas, der eine riesige Lücke in das Herz einiger Weniger riss, riss eine umso größere Lücke in die Reihen der Feinde. Kerosa hatte gelebt wie eine echte Flamerider und sie wollte nur Beifahrer sein im nächsten Leben, wenn der Krater, den sie brennend hinterließ, nicht eine verdammt feine Art zu sterben gewesen war.


    Haile und Raoul standen weit entfernt in den Ruinen von San Antonio, nun weit weg von der Schlacht und sie hielten einander liebevoll die Hand , als ihre Freundin von ihnen ging.
    „Sie hat sich selbst geopfert, um mein Leben zu retten…“, sagte Raoul leise und es war klar, dass sie Beide niemals die quirlige, nervige Flamerider vergessen würden. Genau so wenig wie Eryn, die diesen irrsinnigen Angriff nicht überlebt hatte.



    Geändert von Daen vom Clan (22.11.2015 um 22:51 Uhr)

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